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Woran erkenne ich reine Pigmente?

Vorab ein kleiner Hinweis in eigener Sache:

 

Ich weiß, dass ich den Blog und auch die Webseite in den letzten Jahren zugunsten meines Webshops doch erheblich vernachlässigt habe!

 

Ich merke nun aber, dass meine Newsletter an meine vielen Shopkunden auf großes Interesse stoßen, was mich ermutigt, auch den Blog wieder aufleben zu lassen. 

 

Bitte kommentiert, diskutiert, stellt Fragen und schreibt mir, was euch interessiert. Gerne gehe ich dann darauf ein, in Ergänzung zu meinen vielen, wesentlich ausführlicheren Angeboten zum Selbststudium.

 

Eure Kirsten

Warum Kremer-Pigmente?

 

Ich liebe die Pigmente und Bindemittel der Firma Kremer. In nahezu allen Videos arbeite ich mit diesen Pigmenten, die ich mit verschiedenen Bindemitteln anteige. (unbezahlte Werbung!)

 

Sie sind rein und unverschnitten, enthalten keinerlei Füllstoffe und sind so nicht vergleichbar mit Studiopigmenten, die fast immer mit Füllstoffen gestreckt werden. 

 Ich möchte euch in diesem und den folgenden Blogbeiträgen vertiefendes Wissen an die Hand geben und nach und nach etwas zu verschiedenen Bindemitteln schreiben. Ich hoffe, das trifft auf euer Interesse!

Welche Arten von Pigmenten gibt es?

Pigmente können auf vielfache Weise unterschieden werden. Gemeinsam haben sie, dass sie die Grundessenz, das Herz und die Seele unserer Malfarben sind - ganz egal, mit welchem Bindemittel sie angerieben werden. 

 

Manche Pigmente sind natürlichen Ursprungs und werden aus Erden und Gestein hergestellt, das fein vermahlen und gesiebt wird, Umbra und Siena zum Beispiel. Teilweise werden diese Pigmente auch gebrannt und damit in ihrem Farbton verändert. 

Aber auch aus Ton- und Schiefergesteinen kann Farbe hergestellt werden. 

 

Andere Pigmente, die sog. "historischen" Pigmente, wurden früher aus tierischen Ausgangsmaterialien hergestellt, z.B. aus den Schalen von Läusen (Chochenille als Basis für Karminrot) oder aus dem hoch konzentrierten Urin von Kühen (historisches Indischgelb). Purpurrot galt im Mittelalter als die teuerste Farbe überhaupt und war Kirchenfürsten und Königen vorbehalten. Auch Lapislazuliblau - hergestellt aus Edelsteinen - war irrsinnig teuer.

 

Einige Farben waren und sind immer noch hoch giftig und damit bedenklich für die sorglose Anwendung. "Kremserweiß"  (Bleiweiß) ist solch ein Beispiel. Es gibt diese Farbe immer noch, aber nur für Restauratoren, die nachweisen müssen, dass sie genau diese Farbe benötigen. Auch Kadmium- und Kobaltpigmente sind nicht ganz unbedenklich. 

 

Die meisten der heute gebräuchlichen Farben werden synthetisch hergestellt, sind hoch lichtecht und können gut verarbeitet werden. Oft sind sie historischen Pigmenten angelehnt, was an der Bezeichnung "imitiert" erkennbar ist. 

 

Woran könnt ihr erkennen, dass ihr es mit reinen, d.h. unterschnittenen Pigmenten zu tun habt?

1. Herkunft der Pigmente (renommierte Hersteller garantieren unverschnittene Pigmente). Bei Kremer seid ihr auf der sicheren Seite.

 

2. Sehr unterschiedliche Preise und Füllmengen: es gibt sehr teure und günstige Pigmente. Zu den günstigeren Pigmenten gehören beispielsweise die Erdpigmente. Sehr teure Pigmente werden aus Edelsteinen und Halbedelsteinen hergestellt, Lapislazuli zum Beispiel, aber aber auch synthetisch hergestellte Pigmente haben ihren Preis. 

 

3. Füllstoffe wie Marmormehl, Kreiden oder Talkum sind schwer. Die Dosen sind schwer und das Pigment "ploppt" beim Schütteln.

Aber Vorsicht: das Gewicht des Pigments allein ist jedoch nicht aussagekräftig. Es gibt sehr leichte Pigmente, aber auch Pigmente mit einem hohen Eigengewicht, alle Kadmium- und Kobaltpigmente zum Beispiel. Titandioxid und verwandte Pigmente sind ebenfalls sehr schwer.

 

4. Unverschnittene Pigmente entfalten ihre Leuchtkraft auch und vor allem in starker Verdünnung, wenn das Weiß der Leinwand oder des Papiers durch den Farbauftrag hindurchreflektieren kann. 

 

5. Wer sich die Mühe macht und einen Blick auf die Datenschutzblätter wirft, sieht dort die genaue Zusammensetzung der Pigmente, einschließlich der international genormten C.I.-Nummer (Color-Index).

 

Kremer gibt auch genaue Hinweise, für welche Bindemittel das Pigment geeignet ist. Es gibt beispielsweise Pigmente, die nicht kalkverträglich sind oder im Zusammenspiel mit öligen Anteilen im Bindemittel ihre Farbe verändern. 

 

Ihr seht - es ist ein weites Feld! Als Tochter eines Chemikers gehe ich den Dingen immer gerne auf den Grund ...

 

Was müsst ihr bei der Verarbeitung von Pigmenten noch beachten?

Reine Pigmente sind hoch ergiebig! Wer er gewöhnt ist, mit Tubenfarben zu arbeiten, ist dies nicht mehr gewöhnt. Diese Farben sind hoch verdünnter und auch in vielfacher Verdünnung, lasierend vermalt, immer noch sehr leuchtend. Also - wenig Pigment anteigen!

Bei hochwertigen Pigmenten ist immer angegeben, für welche Bindemittel sie geeignet sind. Es gibt beispielsweise Pigmente, die nicht kalkverträglich sind oder im Zusammenspiel mit Öl und ölhaltigen Bindemitteln vergrünen. Natürlich kann man diese Effekte auch bewusst einsetzen, aber man sollte sie kennen. 

Auch die Deckkraft gilt es zu beachten: ist ein Pigment - und        damit auch die daraus hergestellte Farbe - lasierend oder deckend

Hier könnt ihr euch ganz praktisch informieren und weiterlernen:

Diese drei Detailfotos zeigen Ausschnitte aus Arbeiten, die in meinen sehr umfangreichen Videotutorials vor der Kamera entstehen. Ich zeige und erkläre euch hier alles, was in der Arbeit mit Pigmenten und daraus hergestellten Farben beachtet werden muss. Was ist ein Farbauftrag und was ein Farbabtrag? Warum muss ich Farbe wieder wegnehmen, wenn ich sie doch gerade mühsam ins Bild gebracht habe?

 

Hier findet ihr die Videotutorials, zu denen auch ein ausführliches Handout (PDF) gehört: 

 

Ölmalerei auf Marmormehlstruktur ROT (linkes Detailbild)

 

Marmormehlstruktur mit Eitempera (mittleres Detailbild) und

 

Magic Blue (Sumpfkalkmischtechnik mit Eitempera) (rechtes Detailbild)

 

Grundsätzliche Hinweise zum Arbeiten mit selbst hergestellten und Strukturen (Marmormehl, Haftputzgips und Sumpfkalk) sowie die dafür geeigneten Bindemittel gebe ich in diesem sehr umfangreichen Basiswissen-Video (über 3 h Spieldauer)

 

 

Und nun - ganz viel Spaß und Inspiration in der Erforschung euer Lieblingspigmente

 

Hier findet ihr den Webshop von Kremer-Pigmente!

(Hierbei handelt es sich um unbezahlte Werbung)

 

Auf die verschiedenen Bindemittel gehe ich in den nächsten Blogbeiträgen und Newslettern genauer ein.

 

Ganz herzliche Grüße, 

 

Eure Kirsten

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Kommentare: 3
  • #1

    Ursi Lysser (Dienstag, 08 August 2023 16:20)

    Toller Beitrag. Danke

  • #2

    Roswitha Reimer (Dienstag, 08 August 2023 17:40)

    Danke für die ausführlichen Erklärungen.

  • #3

    Edith Schütz (Mittwoch, 09 August 2023 06:16)

    Herzlichen Dank für deine Erklärungen!