In den letzten Wochen habe ich an großformatigen Serien zum Thema "Energie" gearbeitet. Vorerst sind zwei Triptychons ("Sonnengesang" und "Sonnensturm 1") fertig geworden. "Sonnengesang" (siehe auch Galerie) misst 50 x 100 cm, 100 x 100 cm und 50 x 100 cm, "Sonnensturm 1" besteht aus zwei Leinwänden á 40 x 120 cm.
Der Arbeitsprozess umfasste drei wesentliche Schritte:
Zunächst erfolgte eine weiße Grundierung der Leinwände, danach habe ich eine erste Schicht aus Kaffeesatz mit Acrylemulsion, Quarzsand, Beizen und eingepusteten Pigmenten aufgebracht. Der schöne bläuliche Ton entsteht durch die nasse Acrylemulsion und verschwindet im Trocknungsprozess leider völlig. Wie gerne würde ich diesen behalten!


Nach der Trocknung folgte Im nächsten Arbeitsschritt eine Beschichtung mit Haftputzgipsspachtelmasse (Baumaterial) und Sumpfkalk (Intonacco-Mischung).
Die Baumaterialbereiche wurden im getrockneten Zustand geschliffen und die Strukturen mit Wachs sowie Pigmenten herausgearbeitet. Die Sumpfkalkschicht musste zunächst gesichert werden, da Sumpfkalk keinen synthetischen Kleber enthält und sonst im trockenen Zustand von der Leinwand fallen würde.
Ja - und dann - so etwas passiert öfter - standen die Bilder monatelang unbearbeitet in meinem Atelier. Mitunter fehlt mir dann der richtige Impuls, wie es weitergeht. Irgendwann sprechen dann die Arbeiten zu mir und sagen mir, wie die nächsten Schritte aussehen.
Dann wurde mir klar: Den Bildern fehlt Farbe und Leuchtkraft! Also ging es wieder los mit Beizen in kräftigen Orangetönen, Schwarz und Weiß. Strukturen arbeitete ich in die nassen Schichten mit Öl und Pigmenten ein.
Diese Art zu malen ist hoch energetisch und nichts für Feiglinge. Eine Menge Energie ist nötig, um diese lebendigen Strukturen zu erzeugen.
Dann war erst mal wieder Trocknung angesagt. Zwischen den letzten Bearbeitungsschritten liegen nun nur wenige Tage.
Nun war ich mit der Grundfarbigkeit, Lebendigkeit und Leuchtkraft zufrieden und ich konnte an die weitere detaillierte Ausarbeitung gehen. Zunächst beruhigte ich Flächen durch zarte und transparente Öllasuren. Dann setzte ich eines meiner Lieblingsmaterialien ein: mit geschmeidigem Wachs angemischte Pigmente. Diese Mischung trug ich mit den Fingern behutsam auf die Erhöhungen der Struktur auf. Diese Technik ist wunderbar geeignet, Schwerpunkte zu setzen, die Farbigkeit partiell zu vertiefen und die Ab- und Ausbrüche der Sumpfkalkstruktur stärker zu betonen.
Die Bilder wurden mit jedem Bearbeitungsschritt mehr und mehr zu "meinen" Bildern. Die Energie, die ich beim Malen in die Bilder hineinlegte, kamen zunehmend zurück.
Im letzten Bearbeitungsschritt folgten behutsame zeichnerische Setzungen mit Tusche und Feder sowie Kohle- und verschiedenen Aquarellstiften. Dann waren die Bilder fertig.
"Fertig" sind Bilder eigentlich nie. Irgendwann höre ich auf, wenn mir keine malerischen Aktionen mehr einfallen und ich anfange, mich beim Anschauen der Arbeiten zu entspannen. Im Grunde ist es so, dass man die Bilder an den Betrachter übergibt, der sie mit seinen Phantasien, Assoziationen und Geschichten "vollendet". Immer wieder bin ich überrascht, was den Betrachtern zu diesen eigentlich gegenstandslosen Bildern einfällt!
Die fertigen Bilder in der ganzen Ansicht findet Ihr in der Galerie unter "Arbeiten - Strukturen"
Diese und viele anderen Techniken und Materialwissen aus dem Bereich StrukturArt vermittele ich in meinen Workshops. Schaut doch mal rein ...
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David Laechelt (Freitag, 30 Dezember 2022 23:04)
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